Die kompletten Zahlen werden zwar erst in etwa zwei Wochen veröffentlicht aber das was die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) in der vergangenen Woche vorab zur Reichweite der Lokalsender veröffentlicht hat ist bereits sehr interessant.
Aber der Reihe nach: alle fünf Jahre veröffentlicht die NLM eine Reichweitenstudie zu den Lokalsendern in Niedersachsen. 1999, 2006 und 2011 wurden Zahlen über die Akzeptanz der Offenen Kanäle und Nichtkommerziellen Lokalsender (NKLs) publiziert. Seit 2013 sind kommerzielle Lokalsender auf Sendung und diese wurden bei der aktuellen Untersuchung zum ersten Mal berücksichtigt. Und gerade diese Zahlen sind interessant: mit ziemlich viel Aggressivität war/ist beispielsweise Radio Osnabrück unterwegs. Schrieb man im Netz etwas Negatives, meldete sich ziemlich zeitnah jemand und drohte mit rechtlichen Schritten. Einigen Radioforenuser wurde beispielsweise untersagt zu behaupten, dass Radio Osnabrück Facebook-Likes gekauft hat. Hasepost.de hat die FB-Likes etwa ein halbes Jahr nach Sendestart analysiert und kam zu diesem Ergebnis. Einige Tage später war das analysierte FB-Profil verschwunden, es gab eine neue Seite und dort scheinen die Likes halbwegs der Realität entsprechen. Ich bezweifele zwar, dass ein solches Auftreten irgendwas mit den Hörerzahlen zu tun hat, es lässt aber abschätzen wo offensichtlich die Prioritäten liegen. Beim Programm wohl eher nicht, der Sender wird kaum gehört und belegt den letzten Platz im landesweiten Ranking. Hier die Zahlen der Privatsender (Hörer gestern):
1.) Radio Nordseewelle: 13,7 %
2.) Radio Nienburg-Mittelweser: 11,1%
3.) Radio 38: 7,2 %
4.) Radio Hannover: 5,7 %
5.) Radio Osnabrück: 2,6 %
Die Pole Position für Radio Nordseewelle ist meiner Meinung nach kein Wunder da das Programm authentisch gemacht auf die Antenne geschickt wird. Auf Platz 2 habe ich eigentlich Radio Hannover gesehen, vielleicht schreckt die sperrige Verpackung ab. „Schlechte Frequenzen“ lasse ich in diesem Fall nicht gelten, da vmtl. alle Frequenzen (bis auf die 100,3 MHz von Radio 38) eher Behelf sind. DAB+ wäre ein Ausweg aber das ist ein anderes Thema. Ansonsten spiegelte das Ranking m. E sehr gut das Engagement hinter dem jeweiligen Projekt wider. Und ganz ehrlich: ich kenne nur eine Person, die gelegentlich Radio Osnabrück hört (und das ist jemand der sich etwas tiefgründiger mit dem Thema „Radio“ beschäftigt). Ergo: eine „dicke Hose“ ist nicht unbedingt hilfreich, Ideen und Umgangsformen sind eher angesagt.
Kommen wir zu den NKLs in Niedersachsen: diese haben in einigen Gebieten (Osnabrück, Ostfriesland, Hannover und Braunschweig) kommerzielle Mitstreiter erhalten und müssen sich daher einem weiteren Konkurrenten stellen. Hier das landesweite Ranking (Hörer gestern, in Klammern die Zahlen von 2011):
1.) Radio Aktiv: 13,9% (7,3%)
2.) Radio Ostfriesland: 9,5% (10,7%)
3.) Radio Jade: 7,4% (5,1%)
4.) OSradio 104,8: 4,5% (3,6%)
5.) Radio Tonkuhle: 3,4% (4,7%)
6.) Radio ZuSa: 2,7% (5,1%)
7.) StadtRadio Göttingen: 2,3% (2,7%)
8.) Oldenburg Eins: 2,1% (2,1%)
9.) Radio Leinehertz 106,5: 1,9% (1,2%)
10.) Ems-Vechte-Welle: 1,8% (2,5%)
11.) Radio Okerwelle: 1,1% (2,3%)
Ziel verfehlt: das OSradio 104,8-interne Ziel war „5% plus x“. Festgelegt wurde es im Jahr 2011 kurz nach der Veröffentlichung der Reichweitenanalyse. Und der Sender war nach meinem Empfinden auf der richtigen Fährte bis 2014 interne Streitigkeiten eskalierten. Bis heute besteht die Musik zu 85% aus Songs die ich vor der Aufgabe meiner Tätigkeiten als Musikchef im Juli 2014 in der Rotation platziert habe (den Eindruck habe ich beim gelegentlichen Vorbeizappen). Grundsätzlich scheint das Prinzip immer noch zu funktionieren. Den Verantwortlichen fehlt es aber an Know How, Mut und Gefühl für die richtigen Stellschrauben. In meinem Bekanntenkreis hört übrigens niemand (mehr) OSradio 104,8 und auch meine persönliche MA (Blick auf Radiodisplays vorbeifahrender Autos/offene Ohren in Geschäften) bestätigen dies. Last But Not Least sind Bemerkungen aus dem Dunstkreis von Radio Osnabrück bzgl. OSradio interessant: „Seit dem Weggang von Herrn Tepe ist OSradio am Arsch.“
Stagnation ist Rückgang: Gerade im Bereich „Bekanntheit“ hat OSradio 104,8 (trotz Negativpresse) Federn gelassen. 2011 antworteten über 70% mit „Jo kenne ich“, bei der aktuellen Umfrage ist der Wert deutlich unter 70%. Und auch der Wert für „schon gehört“ sackte von knapp 52% auf unter 45%.
Es gibt nun also zwei Lokalsender in Osnabrück und beide erreichen in etwa die gleiche Höreranzahl wie RADIO21 im Jahr 2006. Sind aller guten Dinge eventuell drei? Warten wir es ab. Vollständige Daten veröffentlicht die NLM in etwa zwei Wochen.
(Reichweiten lokaler Hörfunkangebote in Niedersachsen 2016)
(Reichweiten lokaler Hörfunk und TV Angebote in Niedersachsen)