Osnabrueck Goes Digital. Das digitale Fernsehzeitalter hält Einzug in den Raum Osnabrück und das südliche Emsland. Ab dem 14.12. 2005 gibt es auf den Osnabrücker TV-Kanälen 39 (ZDF), 50 (Das Erste) und 56 (NDR Fernsehen) sowie auf den Lingener Kanälen 24 (ZDF), 41 (Das Erste) und 59 (NDR Fernsehen) nur noch Rauschen – zumindestens augenscheinlich. Aber fangen wir mal ganz vorne an:
Fernsehen über die ganz normale Dachantenne ist mittlerweile nicht mehr auf dem neusten Stand der Technik. Jahrelang gab es nur drei Programme (ausser man wohnte unweit von Bundes- oder Landesgrenzen). Ende der 80er kamen dann oftmals schwache Sender für RTL und Sat.1, in einigen Gebieten auch Pro7, Vox etc dazu. So hatte man zumindest in einigen Ballungsräumen die Auswahl unter mehreren TV-Sendern und auch dort wo kein Kabelanschluss möglich war/ist mehr als drei Programme auf dem Schirm. In den 90er Jahren wurde dann der Satellitenempfang populär. Durch die leistungsstarke Astra-Flotte konnte man auch mit relativ kleinen Parabolspiegeln gute Bild- und Tonqualität erzeugen – und zwar ohne laufende Kosten. Selbst in Städten wechselten viele zum Sat-Empfang, die terrestrischen Signale (also über Dach- oder Zimmerantenne) wurden immer unwichtiger. Die gute alte Dachantenne stand vor dem Aus.
1997 wurde dann ein neuer Verbreitungsweg für das Medium „Fernsehen“ gestartet: DVB-T. Hinter der Abkürzung verbirgt sich der Begriff „Digital Video Broadcasting“, das „T“ steht für „terrestrisch“ (also erdgebunden, quasi vom Funkturm um die Ecke). Neben DVB-T gibt es noch DVB-S (Satellit) und DVB-C (Kabel). Zunächst gab es Versuche und Testsendungen, ernst wurde es 2002 in Berlin/Brandenburg. Zunächst schaltete man dort die alten Programme über den neuen Verbreitungsweg auf, im Sommer 2003 wurde das alte analoge Fernsehen in diesem Bereich abgeschaltet. Es folgten im Mai 2004 die Regionen Hannover/Braunschweig, Bremen/Unterweser und Köln/Bonn sowie viele weitere Gebiete, auf der offiziellen DVB-T-Homepage gibt es eine Versorgungskarte (Stand: 06.12.2005):
Quelle: www.überallfernsehen.de
Warum diese Umstellung? DVB-T basiert auf Datenkomprimierung. So lassen sich auf der Bandbreite eines analogen TV-Kanals vier digitale (komprimierte) Sender unterbringen. Durch die Abschaltung drei analoger Kanäle könnte man also 12 digitale Programme aufschalten. Okay, das sind zwar nicht annähernd so viele wie über Satellit, trotzdem besser als nur drei. Ab dem 14.12. wird es im Raum Osnabrück/Emsland folgende Programme geben:
Kanal 37 „NDR Multiplex Niedersachsen“
beinhaltet
– „NDR Fernsehen“ mit „Hallo Niedersachsen“
– „WDR Fernsehen“ mit „Scheswig Holstein-Magazin“
– „MDR Fernsehen“ mit „Nord Magazin“
– „Hessen Fernsehen“ mit „Hamburg Journal“
Kanal 41 „ARD Multiplex Niedersachsen“
beinhaltet:
– Das Erste
– Phoenix
– extra 1
– Arte
Kanal 59 „ZDF Multiplex Niedersachsen“
beinhaltet:
– ZDF
– 3sat / ZDF Info Kanal
– KiKa / ZDF Doku Kanal
– ZDF Digitext
Alle Pakete werden jeweils von den Standorten Osnabrück (Schleptruper Egge) und Lingen (Damaschke) auf den gleichen Kanälen ausgestrahlt. Den Kanal 37 hat man sich übrigens aus Cloppenburg geliehen, er wurde dort vorher vom ZDF genutzt.
In diesem Verbreitungsgebiet arbeiten noch zahlreiche sog „Füllsender“. Sie versorgen meist nur Orte oder Gemeinden, die keinen direkten Sichtkontakt zum Hauptsender haben, dort ist kein einwandfreier TV-Empfang möglich. Diese Füllsender stehen auf einem Berg, greifen das Signal vom Hauptsender ab und strahlen es mit kleiner Leistung auf einem anderen Kanal in das im Funkschatten liegende Tal. Gerade südlich von Osnabrück in den Ausläufern des Teutoburger Waldes gibt es viele Kleinsender. Diese werden am 14.12. abgeschaltet. Betroffen sind die Füllsender Bad Bentheim, Bad Essen Grafensundern, Hagen, Kloster Oesede, Melle, Melle/Buer, Melle/Neuenkirchen, Melle/Oldendorf, Wilsum und Wellingholzhausen [Quelle: dvb-t-nord.de].
Diese Füllsender werden nicht mehr benötigt, da es entweder Empfang gibt oder nicht. Soweit jedenfalls die Theorie. Ob die Orte wirklich ohne Füllsender auskommen, wird der Regelbetrieb zeigen. Es lohnt sich vielleicht jetzt schon mal in den Nachtstunden den gerade gekauften DVB-T-Empfänger einzuschalten, die Digitalkanäle werden sicher spontan getestet.
Sehr ausführliche Informationen zum Thema „DVB-T“ gibt es auf
www.ueberallfernsehen.de, „Reinlesen“ lohnt sich.